Schlagwörter
cafés, content-fleet, gastronomie, investigativer-journalismus, Konditorei, konditoreien, mindest-lohn, Mindestlohn
Es gibt sicher unangenehmerer Dinge als in einer traditionellen, vom Eigentümer geführten Konditorei zu kellnern. Auch weil Nachtarbeit wegen der Öffnungszeiten ausgeschlossen und die Gäste überwiegend entspannt sind. Ein Beispiel für die feine Kunst der Konditorei ist das Café Niederegger in Lübeck: http://www.niederegger.de/epages/Niederegger.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/Niederegger/Categories/Cafe_Niederegger/Treffpunkt__Attraktionen Bis zu Beginn der Nullerjahre des 21 Jahrhunderts, waren die Eigentümer einer Konditorei die ersten in der Backstube und an der Verkaufstheke. Wenn der Service für die Frühstücke kam, waren die Theken voll mit Brötchen, Croissant, Brot, Konfekt, Kuchen und den ersten Torten. Konditoren waren für die hohe Kunst der Zuckerbäckerei bekannt und hatten Fans. Ein Beispiel ist der Konditormeister Andersen aus Hamburg. Das Café existiert nicht mehr. Aber das Buch gibt es noch zu kaufen:
Das Ende vom Café Andersen:
http://www.mopo.de/nachrichten/zwangsversteigerung-in-der–konditorei-andersen-,5067140,21823760.html
Quelle: MOPO
Auf das Sterben der Eigentümer geführten Hotels und Restaurants in den vergangenen 20 Jahren, folgte das Sterben der feinen, traditionellen Cafés:
Wien ohne das Café Landmann?
Was gibt es statt dessen? z.B. „Unser Coffeeshop Finest Espresso Specialities“ und „Unsere Bakery Old Fashioned Pastries And Sandwiches“
Diese Form der industrialisierten Gastronomie zeichnet sich dadurch aus, dass ein Gast zum Kunden wird. Industrialisierte Produkte werden vom Endverbraucher ab Produktion entgegengenommen. Die Arbeitsabläufe des Personals sind automatisiert. Dann gibt es noch kleine, trotzige Ausnahmen von Individualisten. Wenn Hausfrauen und Werber sich im Zweitberuf den Luxus eines vom Eigentümer geführten Cafés leisten. Inzwischen gibt es aber auch noch Cafés, welche so aussehen sollen als seien es noch traditionelle, Deutsche – also vom Eigentümer – geführte Cafés. Diese verstecken sich in Top-Lagen und wurden kurz vor einer drohenden Insolvenz, durch eine Ersteigerung oder weil das Eigentümer Paar zu alt und zu krank wurde, entsprechend günstig erworben. Das deutsche Personal, welches zum überwiegendem Teil bereits seit vielen Jahren dort arbeitet wurde übernommen. Kapital fließt nicht in Renovierungen. Der Chef ist ein junger Geschäftsführer mit einem Auftreten, als wäre er Vorstandsvorsitzender bei Siemens. Es ist eine neue Generation von Migranten. Junge Männer mit einem abgebrochenem oder auch abgeschlossenem BWL-Studium und mit Geld der Familie im Rücken. Es sind keine Türken, Griechen oder Italiener. Die Familien dieser Geschäftsführer stammen aus einem Land, in dem seit den 80er Jahren Krieg geführt wird. Die Eltern dieser Geschäftsführer haben seit 1979 ein Recht auf Asyl in Deutschland. Aufgrund familiärer Verstrickungen, bin ich mit orientalischen Namen und Sprachen recht vertraut. Die Namen der Familien klingen wie Künstlernamen. Vornamen und Nachnahmen klingen vertauscht. Sogar fremdsprachliche Namen sind in den Familien der Geschäftsführer üblich. Der Grund dafür scheint in der Tatsache zu liegen, dass manche Flüchtlinge aus diesem Land ohne Papiere / ohne sich an den eigenen Namen zu erinnern, mit Familie einreisen oder eingereist sind. Die Namen werden also erst in Deutschland und von Deutschen Behörden den Asylsuchenden / Neubürgern zugewiesen. Die Geschäftsleute welche früher Geschäfte in Deutschland führten, brachten die Folklore aus der Heimat nach Deutschland. Wir gingen zum Italiener, Griechen, Chinesen oder Türken und ins Café zu Andersen oder besuchen in Lübeck oder Wien die weltberühmten Cafés. Oder wir glauben noch in einem traditionellem Deutschem Café zu sitzen und wundern uns über den Investitionsstau, den schlechten Service und die hohen Preise. Das ist dann der Unterschied zwischen Anspruch des Kunden und der Wirklichkeit des Geschäftsführers. Das Deutsche Personal, z.B. eine 50 jährige Backwaren Verkäuferin, welche 14 Jahre für die ehemaligen Inhaber tätig war und 2015 seit weiteren 3 Jahre für den Geschäftspartner tätig ist. Deren Vollzeitstelle sind vertraglich zugesichert 40 Stunden wöchentlich. Diese Backwaren Fachverkäuferin arbeitet tatsächlich an 4 Tagen in der Woche jeweils von Uhr 7:00 bis 19:30. Entsprechen 48 Stunden Wochenarbeitszeit. Die Verkäuferin leistet im Monat 32 unbezahlte Überstunden. Freiwillig für das Privileg 3 Tage in der Woche Frei zu haben. An diesem Freitag allerdings, hat die Verkäuferin nicht Frei. Der Geschäftsführer spart am Personal. Darum ist aus dem Freien Freitag ein weiterer 12 Stunden Tag geworden. Was über das Jahr verteilt inzwischen die Regel und nicht mehr die Ausnahme ist. Dadurch erhöht sich die tatsächlich geleistete wöchentliche Arbeitszeit auf 60 Stunden / 240 monatlich Arbeitsstunden / je nach Geschäftslage bis zu 80 unbezahlte Überstunden. Um an den Arbeitsplatz zu kommen, hat die Frau eine jeweils 1 stündige Anfahrt / Abfahrt mit öffentlichem, wechselndem Nahverkehr zu bewältigen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann die Verkäuferin der Ausbeutung durch den Geschäftsführer körperlich und psychisch nicht mehr gewachsen sein wird und durch ein Familienmitglied des Geschäftsführers ohne fachliche Ausbildung und ohne Motivation ersetzt wird. Wer die Qualität einer Konditorei / eines Cafés bewerten möchte, sollte bereits einige Minuten vor der Geschäfts Öffnung einen Besuch machen. Wenn eine Konditorei um Uhr 8:00 öffnet, so sind dem Unternehmen bereits 2 Stunden für das Frühstücks-Geschäft / „To-Go“ entgangen. Wichtig ist auch, wie geht das Personal mit Kunden um, welche wenige Minuten vor der Öffnung etwas kaufen möchten? In einem funktionierendem Unternehmen sind die Theken bereits um Uhr 7:40 mit der zu verkaufenden Ware bestückt. Wartende Kunden werden selbstverständlich ab Uhr 7:45 begrüßt und hereingelassen. Wenn der Bedarf da ist, sollten die Öffnungszeiten angepasst sein. Da wo ich vorher gelebt habe, sind die Backstuben und Konditoreien um Uhr 6:00 bereits geöffnet. Bereits ab Uhr 5:40 drücken sich dort die Kunden die Nasen an der Scheibe platt. Wenn das nicht der Fall ist und kein Kunde auf seine Brötchen vor der Tür wartet, dann ist der Geschäftsführer in dieser Konditorei vielleicht an einer anderen Art von Kundschaft interessiert. Eine Konditorei lebt von saisonalen Angeboten. Sind diese Aktionen nicht zu erkennen oder nicht vorhanden wirkt es, als hätte der Geschäftsführer kein Fachwissen / kein Interesse am Produkt. Entsprechend bringt der Geschäftsführer auch dem Personal kein echtes Interesse entgegen. Durch Lohnverzicht auch der langjährigen Mitarbeiter, wird das hohe Gehalt des Geschäftsführers bezahlt. Je höher das Gehalt des Geschäftsführers, um so besser laufen die Geschäfte. Bevor Sie überlegen in ein Arbeitsverhältnis der Gastronomie zu wechseln, vergleichen Sie den Internet Auftritt des zukünftigen Arbeitgebers und die tatsächlichen Kundenbewertungen auf den Bewertungsportalen im www vor dem Vorstellungsgespräch. Dadurch kann bereits ein erster Eindruck von den zu erwartenden Bedingungen am Arbeitsplatz gewonnen werden. Trifft der Geschäftsführer seine Entscheidungen sehr spontan und genauso spontan verlegt er das Vorstellungsgespräch auf einen früheren Termin, dann ist das ein Zeichen dafür, dass der Geschäftsführer rücksichtslos und Bedürfnis orientiert handelt. Verschläft der Geschäftsführer das Vorstellungsgespräch allerdings um eine halbe Stunde. Erscheint verkatert und bittet nicht um Verzeihung, dann muss die zu erwartende Bezahlung schon ziemlich gut sein um sich jetzt noch auf ein Vorstellungsgespräch einzulassen. Bereits zu Anfang eines Vorstellungsgespräch muss der Arbeitsumfang des vereinbarten Gehalts / Stundenlohn vertreten werden. Kennt der Geschäftsführer den Stundenlohn seines Personals nicht, dann bedeutet das, Überstunden werden nicht bezahlt. Dafür ist der Geschäftsführer u.U. bereit den Stundenlohn / Mindestlohn um wenige Euros aufzustocken, welche aber Steuerpflichtig sind. Findet das Gespräch mit dem Geschäftsführer in dessen Büro neben der Backstube statt und dort stehen: Ein gefüllter Wassernapf und ein gefüllter Futternapf. Beide bedruckt mit Whiskas Schriftzug. Dann gibt es auch vierbeiniges Personal in der Backstube. Der Grund dafür ist ebenfalls zu vermuten. Arbeit gibt es in solchen Konditoreien genug. Nur wird fürs Arbeiten nicht genug oder gar nicht gezahlt.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.